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Beitrag vom 31.12.2003
Blueprint
Katrin Brummund
Was tut eine begnadete Pianistin, die unheilbar an Multipler Sklerose erkrankt ist? Sie lässt sich klonen!
In Rolf Schübels Sci-Fi-Drama "Blueprint" spielt Franka Potente ihre eigene Kopie
Kanada "in naher Zukunft": Die scheue Fotografin Siri (Franka Potente) streift durch die Wildnis und begegnet dem einheimischen Greg (Hilmir Snaer Gudnason). Doch bevor die Liebesgeschichte entspinnen kann, wird Siri durch eine Meldung ihres Bildtelefons jäh in die unmittelbare Vergangenheit zurückgeworfen, durch Rückblenden wird Siris Geschichte erzählt:
Iris Sellin (ebenfalls Franka Potente), eine berühmte Konzertpianistin, erkrankt 30 jährig an Multipler Sklerose. Um ihr einzigartiges Talent zu bewahren, beauftragt sie einen Genforscher sie zu klonen. Das Experiment gelingt: Iris bringt den Klon - ihre Tochter Siri - selbst zur Welt, der Forscher wird vertraglich zur Geheimhaltung verpflichtet.
Siri wächst als normales Kind auf. Als identisches Abbild ihrer Mutter hat sie erwartungsgemäß deren Ehrgeiz und musikalisches Genie "geerbt". Doch bevor sich die kranke Mutter zurückziehen und ihrem Klon die Fortführung ihrer (beider) Karriere überlassen kann, erfährt Siri von den Umständen ihrer Existenz: Es kommt zum Bruch zwischen Tochter und Mutter. Siri zieht sich schließlich in die Einsamkeit Kanadas zurück.
Der Film Blueprint - Blaupause erzählt die Geschichte des ersten menschlichen Klons, ohne aber die ethisch-politische Frage des Klonens von Menschen zu berühren. Im Vordergrund steht der Mutter-Tochter-Konflikt und die Suche nach der eigenen Identität. Es geht um eine selbstsüchtige und übereifrige Mutter, die ihre unerfüllten Wünsche auf das eigene Kind projiziert. Dabei überzeugt Franka Potente durchaus in dieser anspruchsvollen Doppelrolle.
Doch Geschichten vom Erwachsenwerden, von Rebellion, Abkapselung und Aussöhnung wurden schon tausendfach erzählt und so bleibt auch dieser Plot voraussagbar und ohne Überraschungen.
Das Thema des menschlichen Klonens ist somit zum werbewirksamen, aber irrelevanten Aufhänger eines Beziehungsdramas geworden. Der Film nimmt sich dadurch viel von seiner möglichen Brisanz und Tiefe. Wie schon in "Gloomy Sunday" bewegt sich Rolf Schübel auch in seinem neuen Werk am Rande des Kitschs, etwa wenn Siri auf einem dramtischen Höhepunkt bedeutungsschwer ausruft: "Ich bin der erste geklonte Mensch. Blaupause - Blueprint".
Blueprint - Blaupause
nach dem gleichnamigen Roman von Charlotte Kerner
Regie: Rolf Schübel
D 2003
DarstellerInnen: Franka Potente, Ulrich Thomsen, Hilmir Snaer Gudnason, Katja Studt u.a.
Länge: 113 min
Kinostart: 01.01.04
www.blueprint-derfilm.de